Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/194

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Platte aufhebt, und sieht nun eine Treppe, die zu einem weiten Gewölbe führet.

„Aha! sagt er, da wohnt also der Vetter! das ist wohl sein Lusthaus? Nun! ich will ihn doch aufsuchen,“ und somit geht er in das Gewölbe hinunter.

Hier findet er gleich am Eingange mehrere Töpfe, und meint, hierin bewahre der Vetter seinen Vorrath, nimmt den Deckel von einem Topfe ab, und bringt eine Hand voll Goldstücken heraus, die er für Möhrenscheiben hält, wie sie seine Frau der Eselin zum Futter schnitt.

Tief hinten in dem Gewölbe war es ganz finster. Dort meinte er, würde sich der Herr Vetter wohl aufhalten, aber er konnte ihn freilich dort nicht finden. „Kommt nur vor, Vetter! rief er, oder ich nehme Euch Eure Möhrenscheiben weg und bringe sie unserer Eselin.“ So that er auch wirklich, als der Vetter nicht kam, und stopft seinen Turban mit den Scheiben voll, nachdem er erst Klettenblätter, die am Eingange standen, hineingelegt hatte. So hatte er es einmal von einer Frau gesehen, als sie Pflaumen geschenkt bekommen hatte.

Er versucht eine und die andere Scheibe unterwegs, aber er wirft sie weg, weil sie viel zu hart zum Zerbeißen sind. „Nun, sagte er,“ die müßen noch tüchtig gekocht werden, oder die Eselin muß beßere Zähne haben als ich.“ Er kam nach Haus, erzählte Alles, und meinte der Vetter[V 1] würde sich recht ärgern, daß er ihm die Scheiben weggenommen habe. Oithba wußte bald, woran sie war, und sahe, daß das Glück den Dummen immer am günstigsten ist, daher sie es auch in der Welt sehr weit bringen.

Da sie aus allen Umständen abnahm, daß der Ort kaum einige Stunden von der Stadt sein könne, und da der Dummling auch


  1. Verbeßerungen S. 471: st. Vater – bringen l. Vetter