Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/196

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Es ist bekannt, daß große Genies meistens ein schwaches Gedächtniß haben, weil das Gedächtniß ins Genie geschlagen ist. Das war der Fall mit Xailun. Fleisch und Reiß hatte er behalten und gekauft und bringt es der Oithba, aber das Wort Kichererbsen hatte er vergeßen.

Oithba schreit, ihm das vergeßene Wort dreimal in die Ohren und schickt ihn wieder aus. Er sagt sich das Wort unaufhörlich vor, und denkt es nun schon zu behalten; aber da begegnete ihm unglücklicherweise einer seiner ehemaligen Kameraden, und sagt:

„Potz tausend, Xailun, du hast ja einen neuen Rock, und bist viel hübscher als damals, wo du Esel und Ochse warst und Leichen aus den Gräbern verzehrtest; und sieh mal, was für einen scharmanten Bauch du dir angeschafft hast!“

Xailun ward ganz verwirrt. „Ach, seufzte er, wär ich doch nur ein ganz anderer Mensch, daß mich Niemand mehr kennte und wüßte, daß ich ein Ochse und Esel gewesen bin. Darüber vergaß er das Wort, und mußte abermals seine Frau fragen, die sagte es ihm, und ließ es ihn zwanzigmal wiederholen, und drohete ihn ärger zu prügeln als je, vergäße ers noch einmal. Da sagte er: „Kichererbsen! Kichererbsen!“ immer laut vor sich hin.

Da stößt er auf einen Perlenhändler, der ruft: „Perlen, Perlen!“ Der neugierige Xailun weiß nicht, was Perlen sind, fährt aber, wie er Andere thun sieht, in eine von den Schachteln mit Perlen, nimmt eine Hand voll heraus, und, um sein Wort nicht zu vergeßen, ruft er: „Kichererbsen! Kichererbsen!“

„Was, du Bengel? sagt giftig der Handelsmann; willst du Spitzbube meine Waare verdächtig machen?“ und damit schlägt er unbarmherzig auf ihn ein, und bei jedem Puff sagt er, Perlen! heißts, Perlen!