Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/205

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sich mit ihm ein Späßchen ihrer Art, und einige von den hohen zartfühlenden Damen des Hofs halfen mit Rath und Anschlägen.

Der arme Xailun hatte wieder ein Schlafpülverchen bekommen. Man zieht ihm rauche Ziegenfelle an, an welchen, vorn an der Hand, Geierkrallen befestigt sind; man bedeckt ihm den Kopf mit einer gehörnten Bockslarve; setzt an die Stelle der Augen große feuerfarbige Glasaugen und verunstaltet ihn aufs fürchterlichste.

So tragen sie ihn in ein unterirrdisches Gemach, das sie mit Spiegeln behängen und mit Lampen erleuchten. Sie weiden sich nach seinem Erwachen an den Ausbrüchen seines Entsetzens, an seinem Heulen, Schreien, Wimmern und Jammern. – Das war eine Lust! eine rechte Hoflust, bei welcher es ein Wunder war, daß der arme Blödsinnige nicht wahnsinnig wurde. Vielleicht schützte ihn das Eine gegen das Andere.

Ihn erlöst der Sklavenaufseher, der beim Anbruch des Tages die Sklaven nicht fand, und bald herausbrachte, wo sie steckten. Er läßt Xailun ordentlich wieder bekleiden und ein sehr gutes Frühstück vertilgt alle Angst. Xailun sieht sich bartlos in einen Spiegel, und gefällt sich. Er sei ein junger Muselmann geworden, meint er, und werde seiner Frau desto beßer gefallen. Daß er nicht bei dem lieben Gott selbst, sondern nur bei deßen Statthalter, dem Khalifen, und im Palaste deßelben sich befinde, hatte man früherhin schon ihm entdeckt.

Der Aufseher berichtet dem Khalifen den Sklavenunfug von vergangener Nacht. Der Khalif sagt: sie sollten gepeitscht werden, hätt ich nicht selbst Veranlaßung gegeben. – Aber laß Oithba kommen. Ich will die Frau sehen, die einen solchen Bären mit Prügeln gebändigt, und ihn sich doch so anhänglich gemacht hat. Ich muß ihr den Verdruß vergüten.“