Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/206

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Oithba wird beschieden, und man erzählt ihr Alles, was mit Xailun im Palaste ist vorgegangen. Sie, als ein gescheutes Weib, nimmt sogleich ihre Maaßregeln, um Vortheil aus dem Vorfall zu ziehen. Sie kleidet sich anständig an, hängt an jede Seite des Gürtels einen Beutel mit tausend Zechinen, wirft den Schleier über, und läßt sich zum Thron des Khalifen führen, vor dem sie sich niederwirft.

„Oithba, sagt der Khalif, du weißst, was in meinem Palaste mit deinem Manne vorgegangen ist. Sein Blödsinn ist Ursache davon, und wird ihn noch in tausendfältiges Unheil verwickeln, unter welchem du auch mit leiden mußt. Ich erbiete mich, deine Ehe mit ihm zu trennen, und ihn in eine Versorgungsanstalt bringen zu laßen.“

„O, hoher Herr, erwiederte Oithba; Xailun ist vor Gott mein Mann, und der Vater meiner Kinder, und von Grunde des Herzens gutmüthig. Gott hat ihn mir mit seinem schwachen Verstande anvertraut. Wolltest du ihn einsperren laßen, so würd ich untröstlich sein, denn ich weiß, wie unglücklich er sein würde. Hätte er Jemanden in seiner Blödheit Schaden gebracht, hier, Herr, ist mein ganzes Vermögen, zwei tausend Zechinen, womit ich ersetzen will.“

Dem Khalifen gefiel sehr, was sie sagte; die Treue, die Gewißenhaftigkeit der Frau, und ihr zwar nicht schönes, aber geistvolles Gesicht gefielen ihm. Er sagte dem Oberkämmerer ein Paar heimliche Worte, und dieser ging und kam mit einer Schatulle zurück in welcher viertausend Goldstücke waren; zugleich brachte er den Xailun mit, in einen Ehrenpelz gekleidet, denn obwohl die Dummheit oft Etwas auf den Pelz bekommt, kann sie doch auch oft zu Ehrenpelzen kommen.