Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/210

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und wenn dirs nicht mehr gefällt, dem Wesen auf einmal ein Ende machen.“

Er schlich unter den Menschen herum, denn er hatte Menschengestalt angenommen, und sahe ihr Thun, ihr Arbeiten und Schaffen, ihre Mühe und Fleiß, ihre Liebe und ihren Haß, ihr Hauswesen, ihre Ehen, ihre Kinder, und bekam einige Achtung vor der Kraft des Menschen.

Er sahe die Töchter der Menschen, und wußte nicht, woher sein Wohlgefallen an manchen derselben rührte, denn der rechte große Geist muß gegen Alles gleichgültig bleiben; Gefühl und Empfindung verrücken ihm nur die Einsicht.

Einsmals erblickte er sieben schöne Jungfrauen, aber eine darunter war die schönste, und viel schöner als alle Menschentöchter, die er bis jetzt gesehen hatte, sie war aber die Tochter eines Fürsten, und Rübezahl wurde wunderbar bei ihrem Anblick bewegt.

Die Mädchen sangen liebliche Lieder; sie pflückten sich Blumen und wanden Kränze daraus, und schmückten ihr Haupt damit; sie tanzten auf weichem Rasen um ein helles Waßerbecken, und suchten dann Walderdbeeren, sich damit zu erfrischen. Sein Wohlgefallen an Allem, was er sahe und hörte, wuchs.

Die Jungfrauen gingen lustwandelnd am Abend zurück, aber Rübezahl blieb sinnend auf der Stelle, wo er ungesehen gestanden hatte, und wußte nicht, wie ihm war. Er stand mehrere Tage lang unbeweglich und sahe auf den Ort hin, wo die Jungfrauen gesungen und getanzt hatten und sehnte sich nach der schönsten unter ihnen.

Sie kamen nach einiger Zeit wieder und Rübezahl fühlte sich glücklich, er wußte aber nicht warum? Er verwandelte sich in eine Nachtigall, um in der Nähe beßer zu sehen und zu hören. Da wuchs sein Wohlgefallen immer noch mehr an der Schönsten unter den