Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/212

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Rüben aus, legte sie in ein Körbchen und brachte sie zu Emmy, denn so hieß die Prinzeßin. Dazu gab er ihr ein buntgeschältes Stäbchen und lehrte sie den Gebrauch deßelben.

Emmy schlug leise eine Rübe mit dem Stäbchen und rief: „Brinhild!“ und Brinhild, die vertrauteste ihrer Gespielinnen unter den Jungfrauen, stand vor ihr, und umarmte sie mit Freudenthränen. Die übrigen Jungfrauen wurden nun auch mit dem Stabe aus Rüben geschaffen, und alle Rüben wurden verwandelt, und zweie darunter wurden zur Lieblingskatze und zum Schoßhündlein gestaltet.

Nun waren sie glücklich und froh und es ging durch Gänge und Lauben des Gartens und durch Zimmer und Säle des Palastes, und Emmys Augen glänzten vor Freuden.

„So wird es gehen!“ sprach der Geist, und wußte sich viel mit seinem geistvollen Gedanken, Emmys Einsamkeit zu beleben.

Mehrere Tage hatte die Lust und Herrlichkeit mit den geschaffenen Kreaturen gedauert, als Emmy gewahr ward, daß dieselben so allgemach anfingen etwas altfarbig und altschrumpfig zu werden, und daß es mit der Jugendfröhlichkeit immer mehr abnahm.

Als sie eines Morgens sich aus dem Bette erhob, kamen die Hofdienerinnen keuchend und hustend und ganz zusammengefallen herein, und Hündlein und Kätzlein fielen um, und konnten mit Mühe nur wieder auf, um noch ein Paar Schritte zu taumeln und wieder kraftlos hinzufallen.

Das jammerte und ärgerte die Prinzeßin und sie rief laut den Geist, der dehmüthig ihr sich nahete und im harten Zorn gescholten ward. Sie forderte von ihm ihren Gespielinnen Jugendschönheit und Munterkeit wieder zu geben, und auch Bläffart und Mizert wieder zu beleben.