Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/220

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hundert Thaler ab, der Geist aber schien sich darum gar nicht zu kümmern, drehte ihm den Rücken zu und suchte die Schreibesachen aus einem Schranke hervor; aber der Bauer nahm deshalb keinen einzigen Thaler mehr. Er schrieb den Schuldschein, so gut er vermochte, und der Geist schloß denselben in einen eisernen Kasten ein. „Geh nun! sagte er zum Bauer; nütze dein Geld; merk dir den Eingang ins Felsenthal, und vergiß den Zahlungstag nicht, denn ich bin ein strenger Schuldherr. – Da! sagte er, indem er einen großen Griff in die Braupfanne that, – das ist für deine Kinder, und steht nicht auf dem Schuldschein.“

Tausend Dank sagte der Bauer dem Geiste; fand sich bald aus dem Felsengange heraus, merkte sich die Stäte genau, und ging, durch Freude an allen Gliedern gestärkt, rüstig nach Hause, wo ihn die Kinder um Brod anschrien, die Mutter aber trostlos weinend im Winkel saß, weil sie schon wußte, wie viel auf die Vettern zu rechnen war.

Aber welch eine Freude da, als der Vater den Queersack öffnete und nahm Bretzeln und Weißbrod für die Kinder, und Grütze zum Brei, und Fleisch und Wurst heraus, welch er Alles in der Stadt gekauft hatte. Wer kann solche Freude beschreiben!

Der Bauer, der es nicht für gut hielt, der Wahrheit nach auszusagen, wer ihm das Geld geborgt hätte, lobte die Vettern der Frau, die hätten ihn freundlich empfangen, gut bewirthet und willig das Geld geliehen!

Da that sich die Frau auf ihre reichen und liebreichen Vettern Etwas zu gut, und rühmte dieselben aller Welt. Die Freude ließ ihr der Mann recht gern.

Jetzt ging ein neues Leben und Arbeiten in des Bauers Hause an, und mit hundert wohl angelegten Thalern ließ sich viel machen.