Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/226

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allerhand seltsame und leichtfertige Reden und Gespräche. Der neue Gefährte borgt dem Andern die Zither ab, um ihn ein hübsches Lied mit artiger Weise zu lehren, hat aber das Saitenspiel kaum, so ist er damit alsbald oben auf dem Wipfel eines hohen Baumes, so schnell wie eine Eichkatze, und musizirt erst fein und anmuthig, dann so garstig und häßlich, daß der fahrende Schüler sein Spiel wieder zu haben begehrt. Aber der oben im Baumwipfel gibts ihm nicht, sondern singt garstige Schandlieder auf die Liebste des fahrenden Schülers, der darauf zornig den Degen zieht, und den Andern herabkommen heißt, um einen Gang mit ihm, auf Tod und Leben zu machen. Da stürzt krachend die Zither auf die Steine herab, als sollt sie in tausend Stücken zersplittern und ein scheußliches Gesicht steht vor ihm und kreischt ihm gräßliche Worte entgegen, daß er davon in Ohnmacht fiel. Als er wieder zu sich kam, merkte er wohl, mit wem er zu thun gehabt, nahm seine Zither, die noch ganz war, schlich stillschweigend mit ihr über das Gebirg, und kam sobald nicht wieder.“

„Das will ich wohl glauben, sagte ein Bauer, und ist der Jüngling wohl gar unser blöder Schüler hier gewesen, der uns nun seinen Spruchreim sagen soll.“

Da sagte der Schüler den Reim, der hieß aber also:

„Wem eine Zither Gott verliehn,
der preise damit dankbar ihn,
und brauch zu Narrentheiding nicht,
was Gott ihm selbst hat zugericht.
Doch spielt er auch einmal nicht recht,
so ist er drum noch selbst nicht schlecht.