Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/235

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Mograby unterrichtete den König nun über den Gebrauch des Wunderapfels. „Schneide, sagte er, den Apfel in zwei Hälften, ehe du mit deiner Gemahlin dich schlafen legst. Die eine Hälfte gib der Gemahlin, die andere iß selbst, und indem Ihr beide eßet, sprichst du laut die Worte: „O du verborgene Macht, die du die Kraft in den Apfel gelegt hast, gewähre uns ein Kind!“

Zu rechter Zeit und Stunde wurde ein Prinz geboren. Da war große Freude, aber auch große Bekümmerniß, daß der alte unheimliche Kerl sich melden, und den Prinzen fordern möchte, aber der meldete sich nicht. Der Prinz wuchs munter und frisch heran, und wurde von keinen Kinderzufällen geplagt, und als nach einigen Jahren der Apfelhändler sich noch nicht sehen ließ, dachten König und Weßir, derselbe sei todt. Nur wenn sie die sonderbare Nase des Hofnarren ansahen, wollte es ihnen zuweilen doch etwas bedenklich vorkommen.

Als Habed, so hieß der Prinz, dazu alt genug war, wurde er dem gelehrtesten Manne des Reichs und dem Obervorsteher der Geistlichkeit zu Lehre und Zucht übergeben. Der behielt ihn bei sich im Hause, und erzog ihn als ein ausgelernter Prinzenhofmeister recht steif und förmlich. Da durfte er nicht etwa lustig und frei und fröhlich mit andern Kindern spielen, die ihm etwa gefielen, falls sie zu tief unter ihm standen; oder – nein die Söhne der Krongroßbeamten waren seine Gespielen einzig und allein, und die waren Alle abgerichtet ihrem künftigen Herrn mit der allertiefsten Ehrfurcht zu begegnen und sich keines vertraulichen Wortes zu erdreisten. So lernten sie denn selbst auch ein gutes Stückchen Hofkunst, schon in der Kindheit.