Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/245

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und bewegen durfte, hätte nicht heimliche Furcht und stilles Verlangen nach den Aeltern ihn gemartert. Die liebkosenden Worte des Alten thaten ihm wohl, aber es blieb eine gewiße Beängstigung dabei in seinem Herzen.

Mit den schönsten Vergnügungen unterhält der Zauberer von nun an seinen Sohn und bezeigt ihm eine innige Liebe. Das junge Herz vergißt die erlittenen Mißhandlungen immer mehr; sein Mißtrauen und seine Beklemmungen verlieren sich immer mehr, und Habed, der scheinbar frei und unbeschränkt leben darf und keineswegs den Zauberer immer zum Geleitsmann hat, fühlt sich immer glücklicher und fängt täglich immer mehr an zu glauben, der ehrwürdig freundliche Alte möchte dennoch wohl sein wahrhaftiger Vater sein, obwohl er sich im Herzen nicht recht dazu verstehen konnte, seine Mutter nicht für seine Mutter zu halten, so sehr ihn auch der Zauberer mit seinen Vorspiegelungen gegen Mutter und Vater einzunehmen suchte.

Der Prinz lebte aber nicht etwa blos unter zerstreuenden Vergnügungen, sondern der Alte zog ihn auch allgemach in seine geheimen Wißenschaften hinein. Er versprach ihm viel Wunderdinge zu lehren, wie die Zedern ihre Gipfel vor ihm neigen, die Löwen sich vor ihm dehmüthigen, und die Stürme auf seinen Wink gehorchen sollten. Solche geheime Künste haben schon viele angezogen, aber auch dann in die Abgründe des Verderbens hinabgezogen, zumal junge Menschen, die am meisten geneigt sind, sich irre führen zu laßen, besonders wenn das ehrwürdige Angesicht eines erfahrnen Greises mit wohlwollendem treuherzigen Worten den Betrug vollendet.

Der Alte führt seinen Zögling in die Bibliothek. „Hier, sagte er, findest du die besten Werke über alle Fächer der menschlichen