Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/25

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Indem es darüber noch nachsann, kam Wanst aus dem Walde nach Hause, und wurde wild und grimmig, da er sahe, daß der Nelkenstock gefunden war und wieder so schön blühete und so herrlich roch. Er packte mit seinen Fäusten die Schwester beim Arm, riß sie in der Stube umher, gab ihr einige Püffe, und schleppte sie mit Schimpfen zum Hüttchen hinaus, bis fast an den Wald: Da! sagte er, siehe zu, wie du durchkommst, oder laß dich von den Bären auffreßen, aber zu mir komm nicht wieder, sonst schlag ich dich todt auf dem Flecke!“

Das arme Glückskind war recht unglücklich und hatte beinahe alle Besinnung verloren. Erst hatte es so hübsche Worte vom Nelkenstock gehört, und nun so fürchterliche von Wanst, und sollte nun in den wilden Wald voll wilder reißender Thiere.

Als Glückskind aus der Betäubung zu sich selbst kam, stand die hohe schöne Frau wieder da, die ihm den goldenen Krug geschenkt hatte. Sie sprach:

„Ich bin die Königin dieser Wälder, und weiß Alles, was vorgegangen ist, denn ich bin eine Fee. Ich habe gesehen, wie übel dich Wanst hat behandelt, der doch dein Bruder sein will. Soll ich ihn dafür züchtigen?“

„Ach nein! antwortete Glückskind, das kann mir ja nichts helfen, und er wird drum wohl nicht anders, als er nun einmal ist, und ist doch immer mein Bruder. Wenn ich nur wüßte wohin? so verlangte mich gar nie mehr nach dem Hüttchen, wo doch keine Liebe ist und kein Friede.“

„Dein Bruder sollte er sein, sagte die Waldkönigin, dein wirklicher Bruder? der tölpische rohe Mensch, der dir so übel thun konnte? Das glaub ich nimmermehr.“ Hat man denn dir nicht gesagt, wer du bist?“