Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/267

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der Dieb käme, so würde er leicht wieder aufwachen. Darüber schlief er fest ein, und als der Morgen kam, war der schönste Apfel des Baumes fort, worüber der König sehr zornig wurde.

Die nächste Nacht sollte des Gärtners ältester Sohn wachen. Das that dieser auch und wachte, nur nicht in den Stunden von Mitternacht bis Sonnenaufgang, wo er ein Bißchen geschlafen hatte. Am andern Morgen war wieder ein Apfel fort. Nun mußte des Gärtners zweiter Sohn wachen, dem gings aber eben nicht beßer. In der nächsten Nacht sollte nun der jüngste Sohn wachen. Der hatte das voraus gesehen, und hatte schon von Nachmittag bis Abend geschlafen, um desto beßer wachen zu können. Darum schlief er denn auch nicht ein.

Als Mitternacht gekommen war, sahe er beim Mondschein einen Vogel rauschend durch die Luft daher ziehen, der schimmerte wie lauter Gold und Edelgestein. Als der Vogel nun eben einen Apfel abpicken wollte, nahm der Bursche seine Armbrust und schoß einen Bolzen auf den Vogel. Der Bolzen traf den Vogel nicht recht, sondern schoß ihm nur eine Feder aus, die er am andern Morgen dem Könige brachte.

Der König sahe die Feder recht an und hielt sie so und so gegen die Sonne, und weil er, auch ohne seine Räthe, oft wußte, was zu einer Sache war, so sahe er auch hier bald ein, daß die Feder so viel werth sein mochte, als sein ganzes Königreich. Da sagte er zum Gärtnerburschen: „du bist ein tüchtiger Bursch, ich muß dich belohnen.“ Da gab er ihm ein blankes Stück Geld, das war ein neugeprägtes Viergroschenstück.

Als der König nun die Feder wieder besahe und immer wieder, bekam er eine rechte Lust zu dem ganzen Vogel, und ließ seine Räthe zusammenkommen und fragte seine Räthe, ob Niemand wiße,