Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/276

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und kam zu der Felsenquelle, wo das schönste Plätzchen im ganzen Garten war, und wo sie oft stundenlang geseßen hatte.

Siehe, da lagen am Rande der Quelle auf weichem Grase zwei nackte kleine Knäblein wunderschön, die sahen im Gesicht ganz gleich und waren von einerlei Größe, und man hätte sie nicht unterscheiden können, hätte nicht der Eine ein klein braun Fleckchen am linken Arme gehabt.

Die kleinen Knaben sahen die Prinzeßin mit lieben hellen Augen an und lächelten, und streckten die kleinen Aermchen nach ihr aus, und es war, als wollten sie sprechen und: Mutter: sagen.

„Ja! Eure Mutter will ich sein, ihr liebholden Englein,“ sagte die Prinzeßin, und rief ihrer Amme, und sagte zu ihr: Sieh einmal, da hat mir der liebe Gott zwei Kinder bescheert, die sollen mein sein! Nun brauchen wir nicht mehr umher zu reisen, nun haben wir genug zu thun. Wir wollen die Kleinen auf die schöne Insel bringen, die wir im großen Meere gefunden haben. Da sollen sie groß wachsen.

Da nahm die Prinzeßin die Kinder auf ihren Arm und drückte sie an ihr Herz, und wollte sie in das Schloß tragen. Da sprach die Amme: „Nicht also, meine Tochter; denk, wenn die Mutter der Knäblein käme, und fände sie nicht, wie sie erschrecken und jammern würde! Wolltest du wohl einer Mutter ihre Kindlein nehmen?“

„O weh!“ rief die Prinzeßin und setzte die Kinder auf ihren Schoß und gab ihnen zu eßen und zu trinken, und tändelte mit ihnen. Aber sie ging den ganzen Tag nicht von der Quelle