Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/277

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weg, und wenn Etwas im Laube rauschte, ängstete sie sich und dachte, es käme die rechte Mutter ihre Kindlein zu holen.

Als es aber spät Abend geworden war, und kam keine Mutter, die nach den Kleinen sahe, da wußte sie, daß die Kinder nun ihr gehörten, denn so lange ließe keine rechte Mutter ihre Kinder unversorgt liegen.

Sie trugen die Kleinen ins Schloß und legten sie in weiche Bettlein, und pflegten sie sehr, und nachdem sie noch ein Paar Tage gewartet hatten, ob sich die rechte Mutter etwa noch finden möchte, aber keine gekommen war, stiegen sie ins Zauberschiff und seegelten durch die Luft nach der glückseligen Insel. Dort war kein kalter Winter und kein glühender Sommer, sondern nur immerdar lieblicher Frühling und Herbst mit Blumen und Früchten.

Nun mußten die Knaben aber Jeder einen Namen bekommen, damit man sie rufen und unterscheiden könne, zumal da sie einander so ähnlich sahen. Da berathschlagten sie sich über die Namen, und benannten sie, weil sie dieselben an der Quelle oder Brunnen gefunden hatten, den Einen Brunnenstark, weil sein Angesicht und Gebehrde ernst waren, und den Andern Brunnenhold, weil er freundlicher und milder aussahe.

Die Knäblein wuchsen unter dem schönen Himmel kräftig und stark auf, spielten ihre glücklichen Spiele, und die freundliche Mutter und auch die Amme spielten zuweilen mit, erzählten ihnen aber auch gar viel von dem, was sie in der Welt gesehen und erlebt hätten, und die Kleinen hörten aufmerksam zu und lernten gar viel dabei.

Aber als nun die Knaben zwölf Jahr alt geworden waren, sahe die Prinzeßin wohl ein, daß ihre Kinder in die Welt müßten, um selbst zu sehen, wie es drinnen herging, und müßten ein Werk und