Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/284

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Leben, denn so ein Drache ist kein Bär oder Leu, mit welchen ein tüchtiger Jägersmann wohl vielleicht noch fertig werden mag. Bleibt, bitt ich Euch!“

Aber Brunnenhold nahm seine Thiere und ging nach dem Drachenstein, wo er dieselben von ihren gewundenen Gerten, welches ihre Ketten waren, losmachte und sich mit ihnen hinlagerte.

Da es nun Mittag geworden war, kam der traurige Trauerzug aus der Stadt, der brachte das arme Opfer, die Prinzeßin, verhüllt in schwarzen Flor. Junge Mädchen trugen Todtenkränze von Rosmarin und weißen Rosen, und die Knaben Zypreßenzweige, die warfen sie um die königliche Jungfrau im Kreise umher, als sie auf den Drachenstein gestiegen war, und gingen dann weinend davon, und sahen sich nicht mehr um.

Und als sie nun so verlaßen und jammernd da stand und die Hände zu Gott aufhob, kam Brunnenhold mit seinen Thieren hervor und sahe die schöne Jungfrau an, und sagte: „Habt guten Muth, mein theures Fräulein. Ich und meine Thiere wollen es mit dem Drachen wagen. So betet zu Gott, daß er uns Allen helfe; Ihr aber sollt von dem Steine hinabsteigen, und wir wollen oben bleiben.“ Die Jungfrau ließ sich hinabgeleiten, als sie aber den holden Jüngling recht ansahe, da that es ihr im Herzen so weh, daß er sein Leben dran setzen sollte, und würde ihr doch nichts helfen, und wollte wieder statt seiner hinauf. Brunnenhold aber litte das nicht, sondern sie mußte unten bleiben.

So lagerte er sich denn auf den Stein.

Da kam es von fernher wie eine dunkle Wolke gezogen, vor der sich die Sonne verfinsterte. Das machte aber der Drache, der herangezogen kam, und als er Brunnenhold auf dem Steine ersahe, sogleich mit seinem mittelsten Rachen verschlingen wollte. Der schlägt ihm