Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/29

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und gemordet, und die Angst und der Schrecken zogen ihnen überall voran, und die Verheerungen folgten nach.

Der gute König zog mit seiner Armee zwar dem bösen entgegen, aber der Seinigen waren zu wenig und ob er wohl tapfer mit denselben focht, verlor er dennoch die Schlacht und sein Leben verlor er auch, und der böse König zog nun nach der Stadt hin, wo die gute Königin wohnte.

Als diese nun das ganze Unglück gehört hatte, wurde sie recht krank und mußte sich ins Bett legen.

Bald war der Wüthrich mit seinen Soldaten in der Stadt, ging aufs Schloß ins Zimmer der Königin und befahl ihr wild, sie sollte aufstehen und mit ihm gehen, und als sie vor Angst kein Glied regen konnte, wurde er so wüthend, daß er sie bei ihren schönen langen Haaren aus dem Bette riß und sie fortschleppte und ließ sie hinter sich auf sein großes schwarzes Pferd setzen, und als sie kläglich wimmerte und ächzte, sagte er: Schrei! schrei und winsele! winsele! das hör ich recht gern!“

Er hätte die Unglückliche gewiß laßen aufhängen, aber er hatte gehört die Königin müße bald ein Kind zur Welt bringen, das würde wunderschön werden, und er beschloß, wenn es ein Prinz sei, wolle er es mit der Mutter erwürgen laßen, wäre es aber ein Mädchen, so solle es seinen einaugigen Sohn heirathen, der zwar noch klein, aber doch schon ein Ungeheuer an Gestalt war und an Bosheit des Herzens, daher das selbst böse Hofpack ihn heimlich nur Prinz Unhold oder auch Teufelslarve nannten.

Die Königin wurde in einen festen Thurm in einer elenden Kammer eingesperrt, wo sie des Nachts auf einem schlechten Strohlager liegen, den ganzen Tag aber spinnen mußte, und