Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/293

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und weinte von Herzen mit und hatten Beide keinen frohen Tag mehr.


Fünf Jahre war Brunnenstark umhergezogen und hatte Unholde, Drachen und Lindwürmer, Einhörner und große Löwen erlegt, die die Länder verheerten. Das, meinte er, sei sein rechter Beruf, weil er die Kraft und Stärke dazu habe. Aber nun fand er kein Ungeheuer mehr, sondern alles Volk weit und breit lebte in Ruhe und Frieden. Da zog er zum Scheidewege hin, zu der Eiche, in welche er mit dem Bruder die Meßer hineingesteckt hatte. Aber der Baum war an der einen ganzen Seite krank, vom Wipfel bis zur Wurzel und die Blätter waren vergelbt; und als er das Meßer herauszog, fing er bitterlich an zu weinen, denn das Meßer war über und über verrostet. Er setzte sich unter die Eiche und konnte nur jammern: „Ach, mein Bruder! mein holder, mein sanfter Bruder!“

Er blieb den ganzen Tag jammernd und wimmernd unter dem Baum und die Nacht auch, und klagte, vor sich hingebeugt: „Ach, mein Bruder!“

Als am andern Morgen die Sonne aufgegangen war, hatten seine drei Thiere sich gestreckt und gedehnt und kamen nun zu ihrem Herrn, schmeichelten sich an ihm an, liefen dann vor ihm hin ein Paar Schritte weit, kamen wieder zu ihm, liefen wieder vorhin, und sahen ihn so wunderlich an, als wollten sie sagen: „Komm mit uns; hier ist es nicht gut für dich! Da ging er mit ihnen, aber trauernd. Seine Thiere hetzten und jagten in den Forsten umher, er aber