Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/304

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„Wie? sagte sie grimmig, so soll ich denn schon bei meinem Einzuge von dieser Kreatur gedehmüthigt werden? – Sie soll ein schöneres Pferd reiten als ich? – Nein! lieber nicht Königin sein!“

Da befahl der König Violen abzusteigen und die Herzogin zu bitten, ihr Pferd anzunehmen. So geschah es ohne Murren von Violens, und ohne Dank von der Herzogin Seite. Zwei Edelleute mußten diese auf dem Pferde halten, und der Edelknabe Violas mußte es am Zaum führen, damit Alles sanft ginge. Deßen ungeachtet wurde das Pferd wild, bäumte, hieb um sich und ging im wüthendsten Rennen mit der kreischenden Reiterin durch, die sich an den Mähnen anhielt, dennoch aber abgesetzt, und weil sie im Bügel hängen blieb, eine große Strecke geschleift wurde, wozu das Volk jauchzte und hallohte. Kleider, Schmuck, falsche Haare und Zähne und Wulste lagen da und dort auf dem Wege umher. Ein Paar Löcher im Kopfe, ein Paar Wunden an Armen und Beinen mißgönnte ihr Niemand.

Als man sie ins Bett brachte, fluchte sie vor Wuth über Violen. „Diese Nichtswürdige, wüthete sie, hat das Pferd nur deshalb geritten, daß es mir gefallen und ich dann den Hals darauf brechen soll. Werde ich nicht schreiend gerächt, so geh ich wieder auf mein Schloß.“ Der König knieete am Bette des Scheusals und übergab sein sanftes Kind den Händen deßelben; Viola mußte kommen und wurde, von vier alten Weibern, mit Ruthen jämmerlich gepeitscht! „Haut! haut! schrie der Satan vom Weibe, bis alles Blut herausgeht, und die weiße Haut braun und blau wird.“

Geduldig wie ein Lamm, hielt Viola still. Das wurde ihr aber ganz leicht. Holdherz hatte die Ruthen in weiche Blumen