Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/31

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

sie ihm die Erbsen hin, welche das Mäuschen verzehrte. Als aber die Königin wieder auf ihren Tisch sahe, stand auf demselben ein gebratenes Rebhun und feines Weißbrod lag bei.

„Ei, sagte die Königin, das ist gewiß von der mitleidigen Fee, die mich in meinem Kerker mit dem Tyrannen besucht und getröstet hat.“

„Wie schmeckte das Rebhun so herrlich! die köstlichsten Gerichte an ihrer Tafel hatten ihr sonst niemals so lieblich geschmeckt. Aber jetzt hatte sie ja so lange entbehrt und gedarbt.

Als sie aber sich halb gesättigt hatte, fiel ihr ihr Kind ein, das in wenigen Tagen zur Welt kommen mußte, und da fing sie an, bitterlich zu weinen und ließ das Eßen stehen. „Ach, seufzte sie tief, ist denn keine Rettung für uns?“

Da holte Mäuschen ein Paar Halme aus dem Strohsacke und spielte damit, sahe die Königin dazu recht vergnüglich an, und ließ die Halme dann liegen.

Da sann die Königin, und wie man denn wohl Manches in der Noth ersinnt, worauf man sonst nicht wäre gefallen, und werden dann oft Kleinigkeiten, auf welche man sonst nicht achtete, eine große Sache, so ging es hier auch.

„Wie Mäuschen? sagte sie noch sinnend; meinst du vielleicht, es ließe sich ein Körbchen aus Stroh für das Kind flechten? Und ein Seil das Körbchen daran vom Thurm herabzulaßen, damit es ein Vorbeigehender an sich nehme? meinst du das? – Ja fürwahr das wird gehen!“

Die Königin wurde ordentlich vergnügt über diese Gedanken und fing fleißig an zu flechten, erst an dem Körbchen, dann an dem Seil, und da sie kein Stroh mehr im Strohsacke hatte, schleppte ihr das Mäuschen viel Strohhalme zu, die es durch sein Löchelchen