Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/326

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topographische Geographie vergeßen haben mochte, kam er, statt nach Persien, auf die wüste Insel, wo Giahaure war, die er gleich nach seiner Ankunft erblickte, und sogleich auch für das hielt, was sie war.

Nachdem er sie mit zierlichen Redensarten begrüßt und bedauert hatte, erzählte sie ihm, wer sie sei, und wie unglücklich sie wäre, indem ihr Vater in Feßeln gelegt sei, sie aber vielleicht ihr Leben einsam auf dieser menschenleeren Insel werde vertrauern müßen.

Der junge scharfsinnige König sahe nun wohl, wie die Geschichte zusammenhing, und, um die arme Geliebte zu trösten, erzählte er ihr den ganzen Handel, sagte ihr, wie derselbe nur um seinetwillen hergekommen sein dürfte, und wie sie des Vaters Feßeln leicht lösen könnte, wollte sie ihn nur ihrer Gegenliebe würdig finden, um welche er flehentlich bäte.

Sie sprach freundliche Worte zu ihm, indem sie ihm die Hand reichte, und wandelte mit ihm dahin und dorthin, bis sie zu einer Quelle kamen, aus welcher sie eine Hand voll Waßer schöpfte, womit sie den jungen König bespritzte und in einen Vogel verwandelte.

Der arme Vogel war ein wenig verdutzt und wußte nicht, wie Er, als ein so scharfsichtiger und berühmter Prinz so hätte hineintappen und sich so übel berücken laßen können? – Er flog traurig dahin und dorthin, und kam von einer kleinen Insel zur andern.

Gülnare erfuhr bald genug, was sich mit ihrem geliebten Beder bis zu seiner Flucht begeben hatte, ersann einen glaublichen Vorwand seiner Abwesenheit und regierte indeßen. Sie zweifelte nicht ihn bald wiederzusehen, und tröstete sich damit.

Dem verwandelten Vogel hatte Giahaure seine Schönheit nicht nehmen können, sich selbst aber konnte sie den Gedanken an diese Schönheit nicht nehmen, und hätte den Vogel gern wiedergehabt,