Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/339

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noch gut ist. – Aber wie kommts denn, du ehrenwerthe Hausfrau, daß du auf einmal neugierig bist? Warst es ja sonst nicht!“

„O, sagte sie, ist man einmal so lange um sein Gemahl so beängstigt gewesen, als ich um dich bei deinem letzten Raubzuge, da wird man wohl neugierig. – Und was willst du denn uns Weiber anschuldigen? Du und dein Männergeschlecht sind vielleicht neugieriger als wir. Ich möchte fürwahr die Probe nicht machen!“

„Nicht machen? sagte er ernst. Bei mir mache sie immer, mein liebes Gemahl.“

Sie schien sich ordentlich auf eine Probe zu besinnen. Dann sagte sie endlich: „Soll ich dir eine Probe aufgeben?“

„Gib sie, liebes Weib, sie sei welche sie wolle!“

„Welche sie wolle? versetzte sie; das wollen wir sehen. Ich habe für unser Kind, das uns Gott bescheeren will, mir im Herzen eine Pathe ersehen, die Ich wohl kenne, die aber Du nicht kennst. Wenn ich sie nun zur Pathe bitte, wirst Du Dich enthalten können zu fragen, wer sie ist?“

Wackerbart reichte ihr seine Hand und sagte: „Ich werde nicht fragen!“

Wackerbart war wohl ein Raubritter, aber kein schleichender Bube. Wo er Hand und Wort gegeben, das hielt er heilig und treu, denn das war ihm Ehrensache.

Jetzt hatte sie freie Hand. Nach einigen Wochen kam ein Töchterlein zur Welt, und der Vater bat die Gevattern, die allsammt am Kindtaufstage eintrafen.