Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/347

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

wußte sie, schwieg und saß trübsinnig in ihrer einsamen Kammer.

Auf Wackerbarts Burg hatte man in immerwährenden Freudentaumel gelebt, und die Raubereien des Ritters wurden immer ärger und ließen für den Handel der reichen Stadt Augsburg keine Sicherheit mehr. Der Bund der schwäbischen Städte mahnte den Ritter mit Drohen, den Unfug abzustellen, aber wie konnte er das, da das verschwenderische Weib immer Mangel hatte an Gelde und Gute. Er mußte ja schaffen, und glaubte auch mit den Drohungen sei es so großer Ernst nicht. Es war aber Ernst, und ehe er es gedacht hatte, wehten die Bundesfahnen vor seiner Burg, mit Roß und Mann und allerlei Geschütz wohl versehen.

Es gab heftige Kämpfe und Wackerbart vertheidigte sich mit den Seinen mannlich; aber als ihm eines Tages ein Bolzen durchs Hirn flog und er todt hinsank, da war Alles verloren. Die Belagerer merkten, daß Uneinigkeit im Schloße war, stürmten daßelbe, gewannen es und schlugen nun in der Wuth gegen den Räuber Alles darnieder, was ihnen vorkam, selbst die Verschwenderin wurde mit allen ihren Kindern ohne Barmherzigkeit erschlagen. Das Schloß wurde geplündert und in Brand gesteckt.

Mitten in dem wüthigsten Getümmel der fremden Kriegsknechte warf Mathilde ihren Schleier über, drehte den Apfel dreimal in der Hand umher und sprach: „Hinter mir Nacht und vor mir Tag: daß mich Niemand erblicken mag.“ So geschahe es und sie kam ohne Unfall auf die Landstraße und wandelte auf derselben fort und wußte nicht wohin. Vor Ermattung sank sie am Abend in einer Strohhütte, die auf dem Felde stand,