Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/354

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– Ja freilich! auf die Gestalt eines Menschen und eines Dinges kommt gar viel an.

Sie hielt ihm eine sträfliche Rede, daß er die Schönheit mehr achte, als Unschuld und Tugend, und setzte ihre Worte also zierlich und geschickt, daß der Ritter darob erstaunte. Jedoch versprach sie sich in der Gestalt zu zeigen, in der sie ihn auf dem Tanzsaale entzückt hatte, nur daß er sie auf ihre Kammer gehen und sich reinigen und umkleiden ließe.

Das geschahe denn auch, und die Schließerin hielt vor der Kammerthür Wache. Sie aber trat nach weniger Zeit im Glanze der Schönheit, in welcher sie auf dem Saale erschienen war, vor den Ritter, der vor ihr kniete, ihr abermals den kostbaren Ring an den Finger steckte und sagte: „Behalt ihn auf ewig, du Theure!“

„Nicht also rasch, sagte die Jungfrau, hört erst, wer ich bin, und wie mirs ergangen.“ Hierauf erzählte sie ihm Alles, selbst das Geheimniß des Bisamapfels. – Er hörte kaum drauf und nach zwei Tagen wurden sie ehelich zusammen gegeben, und die Gastereien und Tänze wollten anfangs gar kein Ende nehmen.

Einige glückliche Jahre waren vorübergegangen und Mathilde achtete in ihrer Seligkeit des Bisamapfels kaum mehr. Sie wünschte nur noch die Mutter ihres Gemahls zu sehen, um ihr die mütterlichen Hände zu küßen, aber Konrad hatte mancherlei Ausrede und Vorwand, warum das jetzt noch nicht angehe und führte sie auf seine Güter, bald dahin, bald dorthin, nur nicht auf das, wo die Mutter sich aufhielt. Zuletzt begab er sich auf ein Gut mit ihr, welches unfern ihrer väterlichen zerstörten Burg gelegen war. Hier weilte sie gern. Sie weinte auf den Gräbern der Aeltern. „Ach! seufzte sie, wenn sie doch noch lebten, damit sie sich freuen könnten über mein Glück!“ Aber, so sollte sich denn doch die Brunnennixe mit