Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/372

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diese Dirne so wenig bedacht ist für die Wohlfahrt des chanischen Reiches, so werde sie, mit dem Sohne des Tigerjahres zusammengebunden, den Krokodilen vorgeworfen.“

Als nun der Jüngling mit dem Mädchen zusammengebunden ins Waßer geworfen war, sprach er: Warum mußt du sterben, du himmlisches, mitleidiges Mädchen; mich mochte man opfern, weil ich ein Sohn des Tigerjahres bin! – „Nein, du dankbares Herz, versetzte das Mädchen, wie solltest denn du umkommen; da du aus Liebe und Dankbarkeit zu Arschi sprachst:“ „Hier bin ich!“ „Nein ich sterbe gern mit dir, da bleiben wir beisammen. Doch fürcht ich mich sehr.“ So sprachen sie.

Die gefräßigen Ungeheuer hörten diese Worte, und wie auch menschenwürgende Menschenungeheuer zuweilen Anwandlungen von Großmuth und Mitleid haben, so hatten sie dießmal die Krokodile, vielleicht weil sie schon übervollen Fraß gehabt hatten. Sie setzten Beide ans Ufer zurück.

„Komm, Jüngling, jetzt mit mir nach dem Palaste, und bleibe bei mir,“ sagte das Mädchen; er aber versetzte: „Hab ich meinen Vater Arschi gesehen, so komm ich, und ungetrennt leben wir alsdann beisammen.“

Als der Jüngling an die Höhle des Greises kam, hörte er denselben laut jammern: „Mein Sohn! mein Sohn!“

„Jammre nicht, mein Vater, jammre nicht, rief draußen der Jüngling; es ist gerettet dein Sohn und steht draußen.“ Da öffnete Arschi die Thür, und sie lagen sich einander in den Armen und der Jüngling erzählte von dem Mitleide der Krokodile.

Als auch die Chanstochter wieder zu dem Palaste zurückgekommen war, wunderten sich der Chan und das Volk. Sie aber erzählte von dem Mitleide der Krokodile, und das Volk ging sich tief