Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/376

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Die Frau that, wie ihr gerathen ward und verbrannte das Vogelhaus. Als der Mann nun nach Hause zurückkam, wunderte er sich, daß die Frau schon da war. Dann fragte er: „Wo ist mein Vogelhaus?“ Die versetzte: „Ich habe es verbrannt.“ – Der Mann aber klagte und sprach: „Himmel! das ist sehr übel. Das Vogelhaus war meine Seele; gleichwie bei Andern ihr Gold, ihre Kleider, ihr Ehrenstand ihre Seele sind.“ Da klagte die Frau mit ihm und sprach: „Was ist nun wohl anzufangen?“ Darauf versetzte der Mann: „Jetzt gibt es keinen andern Rath mehr, als daß du hinter die Thüre dich setzest, und Tag und Nacht mit dem Schwerdte raßelst. Hört das Raßeln auf, so kommen die Tschädkürs und reißen mich fort. Sieben Nachtzeiten kämpfe ich gegen die Tschädkürs.“

Nach solchen Worten sperrte die Frau ihre Augenlieder mit Hölzern auseinander und nahm das Schwerdt und raßelte damit. So durchwachte sie sechs Nachtzeiten. Aber in der siebenten Nacht fielen ihr die Augen nur einen halben Augenblick zu, und plötzlich rückten die Tschädküren den Vogelmann hinweg. Da lief ohne Nahrung, sinnlos und jammernd die arme Vogelfrau umher und rief: „O mein Vogelmann! mein lieber, lieber Vogelmann!“

Als sie lange, lange gesucht, hörte sie des Gemahls Stimme aus einem Fluße. Sie lief auf den Fluß zu und erblickte den Gemahl neben einem Tschädkürriesen, der hatte siebentausend Paar Stiefeln auf dem Rücken. „Ueber dein Wiedersehen und deine Treue bin ich gar hoch erfreut! sprach der Vogelmann. Ich muß Waßer für die Tschädküre tragen, und habe alle diese siebentausend Paar Stiefeln bei dieser Arbeit verbraucht. Hast du mich lieb und willst mich wieder haben, so eile zurück und