Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/404

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zu sperren, welcher das Gefängniß der Mörder war. „Haßan, sagte er zu dem Vezier; du haftest mit deinem Kopfe, daß keiner von ihnen entkomme.“

Der Befehl war vollzogen, und der Vezier mußte nun die Gemahlin Kodadads auf einem weißen Maulthier im prächtigen Gefolge herbeiführen. Der Wundarzt mußte sie auf einem prächtigen Tartarpferde auch mit begleiten. Man kann sich schon denken, daß Alles vergoldet, verdiamantnet und verrubint war; daß das Volk jubelte und jauchzte, und alle Welt über die sonnenstrahlende Schönheit der Dame fast erblindete, und braucht das nicht eben allemal besonders erzählt zu werden, weil es sich ohnedieß allemal also gehört.

Wie es ihrem Range gebührte, so wurde die Prinzeßin von dem Könige empfangen, der ihr schon an der Pforte des Palastes entgegen kam. Dennoch war es ein trauriger Empfang. Die junge Königin warf sich dem Könige zu Füßen, benetzte dieselben mit Thränen und schluchzte; Pirusen wehklagte laut und der König sahe mit stummen, starrem Schmerze wie ein Verzweifelnder zu. Die junge Fürstin faßte sich zuerst und forderte Gerechtigkeit gegen die Mörder ihres Gemahles, obwohl sie Prinzen vom Geblüte wären.

„Mörder sind Mörder! sagte der König, und solches Gezücht muß von der Erde vertilgt werden. Uebrigens will ich meinem Sohn, obwohl uns sein Leichnam fehlt, erst ein Leichenbegängniß halten laßen.“

Es wurde ein Dom in einer großen Ebene erbauet und unter einem Gewölbe ein Grabmal errichtet zum Andenken des Verstorbenen, mit einem Bildniße darauf, welches ihn vorstellen sollte.

In kurzer Zeit war der Dom fertig, denn man hatte viel Arbeiter angestellt. Der Tag des Traueraufzugs erschien, der König