Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/412

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Forderung dieses Gaucklers zweifelhaft sein könnet? Ich bitte Euch zu bedenken, was Ihr Eurem uralten Fürstenstamm schuldig seid; was fremde Höfe sagen würden? und ob der verwegene Indier nicht vielleicht daran denken möchte, mit der Prinzeßin ein Recht auf den Thron zu erlangen und durch nichtswürdige Künste das Reich zu erlangen, wo alsdann auch das Pferd wieder in seinen Besitz käme.“

Der Vater schwieg so still, als hätte er in unsern Tagen gelebt, wo die in kurzer Zeit weise gewordenen Söhne die Väter hofmeistern. Er schwieg still und dachte blos das Seinige, und als er genug gedacht hatte, sprach er laut: „Wir wollen Uns nicht übereilen. Auch wird es gerathen sein, noch eine Probe mit dem Pferde vorzunehmen, aber durch eine andere Person als den Indier selbst.“

Kaum hatte der König das gesagt, als Prinz Firuz, der seine Kühnheit und seinen Scharfsinn gern bewundert sahe, schon auf dem Pferde saß und durch die Lüfte, zum Erstaunen des ganzen Volkes, dahin flog, und Allen aus dem Gesicht kam.

Der Indier warf sich erschrocken vor dem Thron des Königs nieder, und sagte: „Herr, ich bürge für kein Unglück, das dem Prinzen widerfahren kann. Seine Hoheit hat ohne Zweifel wahrgenommen, daß ich beim Aufsteigen in die Luft einen Wirbel drehete. Aufgestiegen ist er nun auch, aber er hat an das Herabkommen nicht gedacht. Entdeckt er nicht noch einen sehr verborgenen Wirbel, so kommt er bis über die Sterne hinaus und fährt in den Himmel; ich aber bin unschuldig.“

„Unschuldig? Du verruchter Schwarzkünstler? brüllte des Königs Löwenzorn. Unschuldig? – Sperrt ihn in das engste und festeste Gefängniß, und ist der Prinz nicht in drei Monaten zurück, so soll er mit seinem Leben mir zahlen!“