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zwei Tagen sprachen die sämmtlichen Hofleute der Prinzeßin von der seltsamen Gunst des Schicksals, zwei Liebenswürdigkeiten, so seelenverwandte Seelen einander zuzuführen, und behaupteten das wundersame Holzpferd müße eigends dazu erfunden sein, daß beide prinzliche Naturen zum gegenseitigen Anschauen ihrer Göttlichkeit hätten gelangen können.

Acht Tage waren schon verfloßen, ohne daß seine Hoheit, der Prinz Firuz, an Allerhöchstdero Herrn Vater gedacht hätten, als aber die Prinzeßin ihn aufforderten, dem König, ihrem Herrn Vater, sich vorzustellen, deßen Hauptstadt nur einige Stunden entfernt war, fand großes Bedenken statt, weil Seine Hoheit weder Kleid noch Gefolge noch Geld hatten, welches Alles von der Prinzeßin anzunehmen, das Zartgefühl Höchstderoselben fast zu verwunden schien. Dagegen fand es Prinz Firuz nicht unzart, die Prinzeßin zu überreden, sich mit ihm auf das Zauberpferd zu setzen, und dem Könige Persiens sich als künftige Schwiegertochter vorstellen zu laßen.

Sie hatte alle Anstalten getroffen, daß, außer ihren Vertrautesten, Niemand im Palaste ihre Abwesenheit bemerkte. In zwei, drei Tagen glaubte sie durch die Kraft des Holzpferdes mit dem Prinzen wieder zurück zu sein und dieser könnte in den wenigen Tagen Alles dazu einrichten, daß ihm ein großes Gefolge nachkäme, mit welchem er sich denn dem Könige von Bengalen vorstellen und um die Prinzeßin werben könnte.

So hatten sie es sich Beide ausgedacht.

Die Reise ging fort, und in wenigen Stunden war man in der Nähe von Schiras. Es verstehet sich aber, daß der Prinz nicht auf dem Holzpferde mit der Prinzeßin in Schiras einzog; denn das wäre sehr unschicklich gewesen; sondern er stieg mit ihr auf einem