Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/418

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die Gemahlin seines Prinzen sehen, der von seinem Bette nicht weg darf. Ich soll sie eiligst auf meinem Pferde ihm zuführen. Laß die Prinzeßin einen großen Schleier überwerfen und sich sogleich hinter mich aufs Pferd setzen.“

In der Bestürzung geschahe, was der Indier verlangte, und dieser erhob sich mit der Prinzeßin auf dem Pferde in die Luft.

Eben hatte der König den Zug nach dem Landhause angetreten, als der Indier mit lautem Frohlocken über der Stadt mit seiner Beute erschien und dem Könige und deßen ganzem Hofe Trotz bot.

Was half alles Jammern und Wehgeschrei und was nützten alle Verwünschungen! Der Indier hatte die Prinzeßin und flog mit ihr davon.

Der Prinz Firuz war entsetzt über die listige Bosheit des Indiers, aber er begriff, daß hier nur Entschloßenheit und Muth vielleicht noch retten könnten, nicht aber unthätiges Klagen. Er setzte seinen Gang nach dem Landhause fort, wo der Verwalter, der schon von dem Unheil unterrichtet war, vor ihm niederfiel und den Todt von der Hand des Prinzen erwartete. Dieser aber entschuldigte ihn und klagte seine eigene Unvorsichtigkeit an.

Der Prinz ließ sich aus einem nahgelegenen Kloster eine Derwischkleidung bringen, versahe sich mit Perlen und Diamanten statt des Reisegeldes, und ging in der Mitternacht fort, mit dem festen Vorsatz nicht wiederzukommen, er hätte denn seine Seele, sein Leben wiedergefunden, nämlich die Prinzeßin. Er ging fort, aber freilich aufs Ungewiße hin.

Noch deßelben Tages kam der Indier in das Paradies der Welt, in das Königreich Kaschmir, unweit der Hauptstadt in einem Lustgehölze an. Da es ihn hungerte und die Prinzeßin Durst hatte, so ließ er sich nieder, stieg mit der Prinzeßin vom Pferde ab, und