Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/421

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

ein Mann sei, mit dem man nicht lange handeln könnte, und nahm ihre Maaßregeln. Sie fing an irre zu reden und sprach in unterbrochenen Zwischenräumen immer verworrener. Sie schien zu schlummern und fuhr dann heftig aus dem Schlummer auf; ja, endlich fuhr sie auf den Sultan zu, als wollte sie über ihn herfallen und schrie dazu, als ob sie mit dem Indier handgemein geworden wäre.

Der Sultan wurde bestürzt, entfernte sich, und überließ die Kranke ihrem Frauenzimmer; aber aus der Hochzeit ward deßelben Tages nichts, und die nächsten Tage ward auch nichts daraus, denn die Verwirrung wollte sich nicht geben.

Es wurden nach und nach die gelehrtesten Aerzte des ganzen Königreichs herbeigerufen, die wirklich auch allesammt sehr gelahrt herausbrachten, daß diese Krankheit eine Art wahnsinniger Verrückung, fast etwa wie eine Raserei sei, von welcher einige Arten heilbar wären, andere aber unheilbar. Sie verordneten Pulver, Pillen und Tränke, welche die Kranke auch zuweilen in guten Stunden einnahm, zuweilen aber den Aerzten an den Kopf warf. Niemals ließ sie einen Arzt so nahe an sich kommen, daß er ihr den Puls befühlen konnte. Wollte es aber einer wagen, so gerieth sie in Wuth, sprang zu und zerkratzte ihm das Gesicht so sehr, daß aus der gelahrten Miene eine Jammermiene wurde. Zuletzt wollte sich gar kein Arzt mehr finden, welcher Lust hatte den großen Lohn zu verdienen, welchen der Sultan dem verhieß, welcher die Prinzeßin heilen würde.

Firuz Schah war indeßen in aller Herren Ländern umhergereist, und hatte nach Neuigkeiten von Prinzen und Prinzeßinnen und von den Fürstenhöfen gefragt, aber er hatte nichts erfahren. Endlich hörte er in Indien viel von einer Bengalischen Prinzeßin reden, die