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31. Ahmed und Paribanu.

Ein mächtiger König von Indien hatte drei Söhne. Der älteste Prinz hieß Hußein, der zweite hieß Ali und der jüngste hieß Ahmed. Mit diesen Prinzen war zugleich eine Nichte des Königs aufgewachsen und erzogen worden, weil ihr Vater frühzeitig gestorben war. Ihr Name war Nurunnihar.

Als sie erwachsen war, dachte der König von Indien darauf, sie an einen benachbarten König zu verheirathen, aber da fand es sich, daß alle seine drei Söhne mit großer Leidenschaft in die Prinzeßin verliebt waren, und jeder derselben forderte sie von dem Vater zur Gemahlin.

Der Vater stellte jedem der beiden jüngern Prinzen besonders vor, ihrer Liebe zu Gunsten des ältern Bruders zu entsagen; sie aber hatten tausend Einwendungen, und wenn der Vater ihnen dieselben widerlegt hatte, so behaupteten sie, es sei ihnen unmöglich ohne die Prinzeßin zu leben. Hußein behauptete hartnäckig das Nämliche.

Der Vater sahe, welchen Haß und Bitterkeit, und wie viel Verwirrungen im Hause und Lande eine so unglückliche Liebe unter den Brüdern erzeugen würde, und wußte nur noch ein Mittel, welches er mit seinem königlichen Ansehen unterstützte.

„Die Prinzeßin selbst, sagte er, soll einen von Euch wählen, und wer dann sich widerspenstig bezeigt, den will ich Landes verweisen.“

Die Prinzen waren mit diesem Ausweg zufrieden, denn jeder schmeichelte sich, daß ihn die Wahl treffen müße und keinen andern Bruder, weil er sie am heftigsten liebe. Der Vater aber war hoch