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„Mein guter Freund, ich begreife nicht, wie man einen solchen Teppich zu solchem Preis ausbieten kann?“

„Ich glaube es schon, versetzte der Rufer; aber, mein Herr, es gibt Dinge, die nicht Jedermann sogleich begreift, und es ist Manches unscheinbar, was dennoch hohen Werth hat. – Ihr werdet es, mein Herr, noch weniger begreifen, wenn ich Euch sage, daß Ihr diesen Teppich nicht unter funfzig tausend Thaler erkaufen könnt.“

„Das ist seltsam!“ sagte der Prinz. – „Ja freilich!“ erwiederte der Ausrufer. „Er hat indeßen eine Tugend, die noch seltsamer als der Preis ist, und diesen grade durch ungewöhnliche Niedrigkeit seltsam macht.“

„Ihr sprecht in Räthseln, mein werther Herr;“ sagte der Prinz empfindlich. – „So ist es fürwahr, allerwerthester Herr;“ antwortete der Ausrufer. Indeßen wird Euch Alles klar sein, sobald Ihr wißen werdet, welch eine Tugend dieser Teppich hat. Setzet Euch drauf; wünschet Euch dann, wohin Ihr wollt, und Ihr seid im selben Augenblick dort!“

„So?“ sagte der Prinz mit langgezogenem Ton, und dachte sogleich, daß eine solche Seltenheit wohl schwerlich einem seiner Brüder aufstoßen möchte. Er machte die Probe mit dem Teppich, setzte sich mit dem Ausrufer darauf, wünschte sich in den Khan auf seine Zimmer, und war im Augenblick dort.

Nachdem er sich von seinem Erstaunen erholt hatte, zahlte er den Preis und behielt den Teppich.

Jetzt hatte er Zeit genug sich überall im Lande umzusehen und den königlichen Palast, die Tempel der Götter, die Aufzüge und Tänze und Feste zu Ehren der Gottheiten, die Künste der Gauckler, und tausend andere Dinge zu beschauen. Das Alles aber beschäftigte