Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/431

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sei wohl das größeste Kleinod der Welt. Er heile alle und jede Krankheiten überhaupt und alle Fieber noch insonderheit, wenn man nur ein ganz klein wenig daran röche oder ihn auch nur an die Nase halte. Er erzählte ihm, daß ein sehr großer Naturkundiger, der alle Pflanzenkräfte gekannt hätte, sein ganzes Leben darauf gewandt habe, solch einen Apfel aus den kräftigsten Dingen zusammen zu setzen. Ihn selbst hätte ein so plötzlicher Todt hinweggenommen, daß er sich seiner Erfindung nicht habe bedienen können.

Die umstehenden Kaufleute bekräftigten die Aussage des Ausrufers und setzten hinzu, daß die erstaunlichsten Kuren mit diesem Apfel seien vollbracht worden. „Was brauchts vieler Versicherungen? rief einer der Umstehenden, die Probe läßt sich sogleich an meinem kranken Freunde in der Nachbarschaft machen, welchen alle Aerzte aufgegeben haben. Er liegt wie eine Leiche schon seit acht Tagen, und athmet nur noch unmerklich.

Man ging hin; man machte den Versuch, und der Kranke athmete sogleich wieder kräftig und stark, die Augen wurden helle, die Wangen blühten und der Genesene forderte Speise.

Der Prinz kaufte den Apfel, er mußte aber ebenfalls funfzigtausend Thaler dafür zahlen und zahlte sie gern; ja, er gab vor Freuden dem Ausrufer noch zweihundert Goldstück zur Belohnung.

Der Prinz wunderte sich in seinem Herzen über die Narren, die einen solchen Wunderapfel verkauften, mit welchem sie in einem einzigen Jahre bei reichen Tagedieben und Schwelgern und bei begüterten Alten, die gern unsterblich sein wollen, zehnmal so viel spielend hätten verdienen können, als sein Verkaufpreis war. Indeßen was kümmerte das ihn; hatte er doch nun, wie er sich schmeichelte, die Prinzeßin.