Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/434

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Hußein spannte den Bogen und schoß sehr weit, aber Alis Pfeil flog weiter hin. Jetzt schoß Ahmed, aber kein Auge sahe seinen Pfeil zur Erde fallen. Man suchte überall, man lief dahin und dorthin, man vermuthete, der Pfeil Ahmeds möchte weiter geflogen sein als die beiden andern, aber man wußte es doch nicht gewiß. Man hatte über eine halbe Stunde hinaus nach dem Pfeile gesucht, und das war weiter als die stärksten Helden der alten Zeit je einen Pfeil hatten schießen können.

Der König berathete sich auf der Stelle mit den Großen seines Reichs, wem die Prinzeßin zufallen sollte? und sie entschieden einstimmig für Ali, denn Ahmeds Pfeil wurde, aller Einwendungen deßelben ungeachtet, als gar nicht gültig angenommen, weil er gar nicht vorhanden war.

Noch deßelbigen Tages wurden die Vermählungsfeierlichkeiten begonnen. Hußein wollte denselben nicht beiwohnen, denn sie hätten sein Herz zerrißen. Er verließ den Hof, entsagte dem Rechte der Thronfolge, ging in die Einsamkeit und wurde ein Derwisch, der bald in den Ruf einer großen Heiligkeit kam. Das machte fehlgeschlagene Liebe.

Ahmed wollte eben so wenig Feierlichkeiten beiwohnen, die ihm höchst peinlich sein mußten, aber der Welt zu entsagen war er gar nicht gewillet. Jetzt beschäftigte ihn sein Pfeil. Er suchte denselben mit aller Anstrengung und war darüber in Gedanken wohl eine Stunde weit gegangen. Er wollte umkehren, aber es war ihm, als würde er durch eine heimliche Gewalt fortgezogen, und er ließ sich leicht ziehen, da ihn Alis Glück weiter vom Hofe abtrieb.

Er war wohl, träumend über die wunderbaren Dinge, welche sich ereignet hatten, vier Meilen weit von dem Hofe entfernt, als er ganze Reihen schroffer Felsen gewahr ward, die er gar nicht