Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/435

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kannte, zum Beweise, daß er zu Hause wirklich nicht zu Hause war.

Als er an den Felsen heran kam, fand er einen Pfeil an der Erde liegend, den er für den seinigen erkennen mußte, wie oft und genau er ihn auch besahe und wie unglaublich es auch war, daß derselbe so weit geflogen sein sollte. „Das sind Wunder über Wunder!“ sagte er zu sich selbst. Indem er, seinen Pfeil in der Hand haltend, längs des Felsens in tiefen Gedanken dahin schlich, kam er in ein Felsenthal, ging hinein und erblickte eine eiserne Pforte, die sich nach einwärts öffnete, als er daran stieß.

Er ging in eine Höhle hinab, und bald umfloß ihn ein Licht, welches zwar Alles erhellte, aber doch ganz anders als das Tageslicht. Als er etwa einige hundert Schritte mählig und sanft herabgeschritten war, erblickte er einen überaus geräumigen Platz und in der Mitte deßelben einen Palast, wie er noch niemals gesehen hatte, obwohl er ein Jahr lang auf Reisen gewesen war. Zugleich trat eine Dame aus dem Palaste in Begleitung einer Schaar reichgeschmückter Jungfrauen. Ihre Schönheit war göttlich und Ahmed hatte sie kaum gesehen, so war Nurunnihar aus seinem Herzen und also auch aus seinem Gedächtniß vertilgt. Indem er ihr entgegen gehen und dann vor dem Glanz ihres Sonnenantlitzes niederfallen und anbeten wollte, rief sie ihm mit lauter Stimme zu: „Willkommen Prinz Ahmed! Wie lange hat mein Herz sich Eurer ersehnt!“

Erstaunt über sein Gekanntsein und über die kühne Deutlichkeit zärtlicher Ausdrücke, wollte er sich nun niederwerfen und fragen, welches Glück ihm das Vergnügen gewähre, von ihr gekannt zu sein; aber sie bat ihn in ihren Saal zu treten, wo sie mit mehr Muße plaudern könnten!