Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/456

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und beschloß die Fee der Einöde um Rath zu fragen. Sie hatte ebenfalls solche löwenbesänftigende Kuchen gebacken, wie ihre Mutter, legte sie in den Korb und ging damit fort.

Als sie unter den Orangenbaum kam, lachten und lockten sie einige wunderliebliche Orangen an. Sie setzte ihr Körbchen nieder, brach einige ab, und erquickte sich damit. Als sie nun aber weiter wollte, waren Korb und Kuchen fort. Sie ängstigte sich darüber und weinte. „Was weinst Du, schönes Kind? fragte sie das gelbe Zwergmännchen, welches vor ihr stand, ohne daß sie wußte, wie? – Sie antwortete: „Sollt ich denn nicht weinen, da mein Korb mit dem Kuchen fort ist, den ich so nothwendig brauche um bösen Geschöpfen das Maul zu stopfen?“

Es gab ein Wort das andere, und so erfuhr denn der Zwerg bald, was er ohnedieß schon wußte. Unter andern klagte sie ihm ihre Noth, daß sie heirathen sollte, und hätte noch keinen Prinzen gefunden, der ihrer würdig wäre. Sie wiße nun nicht, was sie thun solle? „Was ist denn da zu besinnen? versetzte er, da Euch die Mutter schon versprochen hat.“

„Versprochen? Mich? Die Mutter? Ohne mich zu fragen? erwiederte sie heftig; nein, das wagt sie nicht; das darf sie nicht wagen. Wer wäre denn der, den sie gewählt hat für mich?“

„Prinzeßin, sagte Zwergmännchen, indem er sich mit überholdseeligen Gebehrden vor ihr knieend niederließ: ich bin der Glückliche, auf welchen ihre Wahl gefallen ist, und hoffe Euch nicht zu mißfallen.“

„Du vollends!“ sagte die Prinzeßin.

„Ja! antwortete der Zwerg. Indeßen muß es grade nicht sein. Jedoch nehmt Euch in Acht, daß sich die Löwen nicht aufs innigste mit Euch vermählen, die dort eben herankommen.“