Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/460

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mit vor die Augen gehaltenen Händen zusahe, davon gerührt wurde und den Prinzen immer lieber gewann.

Warum nun die beiden Helden mit ihren Schwerdtern nicht auf einander ein und zuhieben, davon steht nichts in den alten Chroniken geschrieben; Folgendes aber steht darin geschrieben.

Die Fee erschien in Gestalt einer Furie auf dem Balkon; feurige, zischende Schlangen waren ihr Haupthaar, ihr Reitthier war ein geflügelter Greif mit grausamlichen Krallen und Schnabel, und in der Hand führte sie eine Lanze, mit welcher sie, mir nichts, dir nichts, Wunderschönchen durch und durch stieß, daß sie hinfiel und blutete.

Als der König das sahe, wollte er der Geliebten zu Hülfe eilen, aber der Zwerg mit seinem Katzenpferde war schneller, riß Wunderschönchen aus den Armen der Hoffräulein, und flog mit ihr über das Dach hinweg und davon, und der König stand so unbeweglich da, als wäre er versteint, aber er kam bald wieder in Bewegung, denn eine unsichtbare Macht führte ihn ebenfalls durch die Luft fort. Somit waren sie nun Beide fort, der Geliebte und die Geliebte.

Die Fee war es, welche den König fortgeführt hatte, denn sie war beim ersten Erblicken deßelben durch Liebe zu ihm in lichterlohe Flammen gesetzt und gedachte ihn zu heirathen. Da sie ihn nun zur Gegenliebe glaubte vorbereiten zu müßen, indem sie selbst in ihrer natürlichen Gestalt ein häßlich altes Schätzchen war, so trug sie ihn in ein finsteres, tiefes und großes Erdloch, wo Schlangen und Unken drinn waren und große Ketten an den Wänden befestigt, mit welchen der König umschlungen wurde.

Als derselbe erst ein wenig zu sich gekommen war und nun sahe, wo er sich befand, erschien ihm die Fee in der reizendsten Gestalt und bedauerte ihn über sein Schicksal. Er sahe wohl, daß er mit der