Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/463

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Schilfe, welches zwischen zwei Felsenklippen stand, und es tritt ein Meerfräulein von großer Schönheit über dem Waßer hervor. Ihr Oberleib war mit ihrem goldgelben langen Haupthaar bedeckt, der Unterleib aber war ein langer Fischschwanz.

„Mich sendet das Meer zu dir, sagte das Fräulein, dich zu erretten und dich zu deinem treuen Wunderschönchen zu bringen, welches den garstigen Zwerg nicht mag.“

Die Meerjungfer brach ein großes trocknes Schilfrohr ab, blies es dreimal an und sagte: „Schilfrohr, liebes Schilfrohr, liege hier auf dem Sande am Strande, und gehe nicht fort, bis die Fee dich abholt.“

Auf einmal bekam das Schilfrohr Gestalt und Kleidung des Goldminenkönigs, und lag blaß und abgezehrt am Ufer, als sei er vom Meere ausgeworfen. Das Meerfräulein nahm nun den König auf seinen Fischschwanz und brachte ihn in kurzer Zeit wohlbehalten an das Schloß des Zwerges, denn an der Meerseite hatte der Zwerg die furchtbaren Stahlspiegel nicht angebracht. „Wunderschönchen, sagte seine Retterin, sitzt wieder an dem Bache, wo du sie zuletzt sahest und sehnt sich nach dir. Ehe du zu ihr gelangen kannst, werden dich noch manche Feinde aufhalten wollen, aber nimm diesen Demantsäbel; er ist gut gegen Alles; leg ihn nur nicht aus der Hand und lebe wohl.“ Sie gab ihm den Degen, und seegelte zurück, denn sie war neugierig zu wißen, was die Fee beginnen würde.

Es war ihr der Liebhaber zu lang geblieben, darum ging sie ihn zu suchen und heimzuführen, damit er nicht etwa in feuchter Abendluft einen Schnupfen davon tragen möchte. Sie fand ihn bald, aber todt – todt ausgestreckt auf dem Strande. Sie erhob ein gräßliches Geschrei, vor welchem das Meer selbst entsetzt zurückfuhr.