Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/59

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und es war, als ob sie in seinem Gesichte lesen könnte, und stände darauf geschrieben: ach Sumi! du hast mein vergeßen; nun muß ich elend sterben!“

Das Mädchen erblaßte. „Käthchen nimm den Lebensthau; wir müßen gleich in der Nacht fort, ohne Abschied, der uns nur aufhielte. Mordis Leben ist in Gefahr!“

Da ging es gleich fort, denn die Pferde waren immer den Augenblick angespannt, wenn man es wünschte. Niemand aber wurde die Abreise inne, denn es lag Alles tief im ersten Schlaf.

Als nun Sumi wieder in den Garten war angekommen, suchte sie Herr Mordi, und konnt ihn nicht finden. Sie schrie in großer Angst: „Mordi! ach lieber Mordi, wo bist du?“ aber es antwortete keine Stimme. Da suchte sie wieder, da rief sie wieder, aber sie fand ihn nicht.

Da wollte Sumi verzweifeln und händeringend jammerte sie: „Ach er ist todt! Mordi ist todt! Nun bin ich auf immer untröstlich!“

Nach vielem Rufen und Suchen, sahe sie Etwas im Grase liegen, – sahe näher hin, und es war Herr Mordi, aber ganz klein geworden und zusammengeschrumpft und abgezehrt. Er lag, wie ohne Leben da. Sie aber kniete nieder zu ihm; da athmete er noch ein wenig und ächzte noch leise und sahe sie mit trüben traurigen Augen an.

„Armer! armer Mordi! sagte sie betrübt, stirb nicht! ich habe den Lebensthau; und indem sie es sagte, legte sie weinend die eine Hand an seinen Hals und streichelte ihn mit der andern den Kopf.

Da war aber Mordi plötzlich verschwunden, und es lag ein kranker Mensch da in Königskleidern.

Sumi fragte: „Was ist das? Wo ist Mordi?“