Seite:Loehr Buch der Maehrchen 2.pdf/89

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

und weil es schon dämmerig war. Er findet ein Mauseloch unten in der Mauer und kroch in die Kammer hinein.

Nun saß er drinnen, und warf einen Thaler und ein Goldstück nach dem andern den Räubern aus dem Fenster zu, aber es wurde ihm sehr sauer, denn das Geld war so schwer.

Die Räuber reichten ihm des Nachts Eßen und Trinken auf einer Stange zu, da konnt er denn mehrere Tage in der Schatzkammer aushalten, und des Nachts die Thaler herabwerfen.

Als nun der König in die Schatzkammer kam, sahe er wohl, wie viel Geld ihm fehlte, und stellte mehr Wachen vor die Thür. Die Wachen hörten es auch im Gelde rascheln und klimpern, gingen hinein und wollten den Dieb erwischen. Der aber steckte in einer Ecke unter einem Thaler, und rief: „hier bin ich!“ und als die Wachen hinliefen, war er schon wieder in eine andere Ecke gehüpft und rief: „Hier! hier! sucht!“ Dann wieder in die dritte und vierte, und wieder in die erste Ecke, und rief immer wieder: „hier! sucht! hier!“

Und als die Wachen nun ein kleines Ding über die Thaler hinhüpfen sahen, dachten sie, es wäre der Kobold, und machten sich eilends hinaus. Der Däumerling aber warf noch viele Thaler und Goldstücke hinaus, bis fast gar nichts mehr drinn war. Da setzte er sich selbst auf einen Thaler und flog damit zum Fenster hinaus.

Nun war er den Räubern recht lieb geworden. Sie theilten das Geld im Walde, und der Däumerling bekam ein großes Theil, er konnte aber davon nichts fortbringen. Da vergruben es ihm die Räuber, die recht ehrliche Leute waren, unter eines großen Eichbaums Wurzeln, wo es sich sein Vater holen könnte, und weil er so ein pfiffiger und kecker Kerl war, und ein gewaltiges Schwerdt hatte, so wollten sie ihm einen Schnurrbart aufsetzen und ihn zum