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diesem Grunde wertvoller, als die Feststellung, daß der Mensch vom Affen abstamme.

Aber warum verlieren viele Bäume im Herbst ihr Laub überhaupt, wo doch die Nadelbäume das nicht tun? Tja, das kann man mit der Zweckmäßigkeitstheorie sehr einfach erklären, z. B. damit, damit die Landleute billige Streu haben, damit kleine Jungens darin bis an die Knie herumrauschen können, damit lyrische Dichter aus ihrer Leier das zum Leben nötige Quantum Herbststimmung herauszupfen können usw. usw. usw. Viel naheliegender aber ist folgende anthropozentrische Erklärung: damit der Mensch einsieht, wie herrlich die Architektur eines Baumes ist, und hingeht und englisiert und koupiert und verschimpfiert in Alleen und Anlagen die Bäume, damit kluge Leute einsehen können, wie man es nicht machen soll.

Ja, das Fallaub, das Fallaub, man kann sich schon allerlei Gedanken darüber machen. Warum z. B. verlieren die Jungbuchen die Blätter nicht im Herbst, sondern erst im Frühling, ehe das neue Laub kommt? Wahrscheinlich, Verehrtester, weil sie in ihrer kindlichen Einfalt nicht fest genug davon überzeugt sind, daß ihnen im Frühjahr auch wieder Blätter geliefert werden und sie denken: „Was einer hat, das hat er, und was er los ist, kriegt er sobald nicht wieder“. Mit der Zeit kommen sie schon dahinter und entledigen sich schon im Herbste der Blätter nach der Väter Weise. Vielleicht behalten sie sie aber in der Jugend auch aus jener kindlichen Eigenartssucht, die junge Dichter, Musiker, Maler usw. für ein Zeichen von Genialität halten, bis sie, wenn ihre Haare kürzer und ihr Verstand etwas länger ward, dahinter kommen, daß schließlich Goethe, Beethoven und Böcklin nicht ganz zu verwerfen und schon wert sind, daß man sich ihre Technik ein wenig ansieht.

Dann ist ferner da die Geschichte mit der Lärche! Was ist das nun wieder für eine Sache? Ist ein Nadelbaum,

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 109. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/115&oldid=- (Version vom 1.8.2018)