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Ein Naturfreund.

Die Sonne schien mir so lange auf den Schreibtisch, bis ich einsah, daß ich etwas Vernünftigeres tun könne, als zu Hause zu sitzen.

So machte ich denn, daß ich in den Wald kam, um mir von Amsel, Drossel, Fink und Star etwas vorsingen zu lassen.

Als ich dort ankam, wo die Teiche liegen, folgte ich meiner alten Angewohnheit und sah in das Wasser, auf dem die Taumelkäfer sehr gewandt, und die langbeinigen Wasserwanzen recht steifbeinig Schlittschuh liefen, während in dem vertrockneten Schilfe die Grasfrösche sich dem Fortpflanzungsgeschäfte hingaben und dabei derartig murrten, als sei ihnen diese Tätigkeit auf das äußerste zuwider, was nachweislich nicht der Fall ist.

Als ich noch ein Jüngling mit lockigem Haar war und dem Wahne huldigte, daß man auf dem Wege der exakten Forschung hinter die Küchengeheimnisse von Frau Natur kommen könne, hatte ich mich auch mit Malakozoologie beschäftigt, das heißt, Schnecken und Muscheln gesammelt, und als ich nun im seichten Wasser eine Posthornschnecke umherkriechen sah, bückte ich mich aus Gewohnheit, fischte das Tier mit der Hand heraus, besah es, stellte fest, daß nichts besonderes daran festzustellen sei, und entließ es in Gnaden.

Nach einer Weile blitzte es rot im Wasser, etwas Langes, Dünnes zappelte sich bis zur Oberfläche, schnappte dort eine winzige Menge atmosphärischer Luft, fiel wie überanstrengt wieder hinab und schwänzelte dann dahin, wo ich stand. Ich

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 25. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/31&oldid=- (Version vom 1.8.2018)