Seite:Loens Der zweckmaessige Meyer.pdf/51

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Aquariumsphilosophie.

Sind Sie nervös? Wenn ja, so schaffen Sie sich ein Aquarium an! Mögen Sie nun an fieberhaften Beunruhigungen, hysterischen Anwandlungen, neurasthenischen Anfällen, Gemütsdepressionen und so weiter leiden, schaffen Sie sich ein Aquarium an, Verehrtester; es gibt nichts Besseres für schlechte Nerven.

Sind Ihre Nerven gut? Dann schaffen Sie sich auch ein Aquarium an. Man kann ein totsicherer Schütze, preisgekrönter Athlet, gefeierter Hindernisreiter, weltberühmter Schwimmer, Bergfex von internationalem Ruf, Inhaber des Gordon-Bennett-Preises und so weiter sein, es ist sehr fraglich, ob die Nerven drei Aquarien aushalten; es gibt keine bessere Probe für die Nerven, als ein Aquarium.

Lieben Sie leichte Zerstreuung, die den Geist nicht anstrengt? Gut, so kaufen Sie sich ein Aquarium! Es sieht hübsch aus, kostet wenig Arbeit, ist niemals so aufdringlich wie ein Kanarienvogel, kurz, es ist eine nette und angenehme Sache.

Lieben Sie anstrengenden geistigen Sport, tiefe Probleme und dunkle Spekulationen? Schön, so kaufen Sie sich ein Aquarium. Es ist eine Welt für sich, ein Mikrokosmos, rätselhaft und voll von seltsamen Erscheinungen, unberechenbar in seinen Vorgängen, reich an erschütternden Tragödien und grotesken Entsetzlichkeiten, an unerklärlichen Katastrophen und geheimnisvollen Revolutionen, kurz, ein furchtbares und schreckliches Ding.

Empfohlene Zitierweise:
Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 45. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/51&oldid=- (Version vom 1.8.2018)