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Ein ekliges Tier.

Es ist doch etwas herrliches um einen weichen, warmen Regen, vorzüglich, wenn er bald aufhört.

Man atmet hinterher ordentlich mit Genuß und nicht lediglich aus Gewohnheit, und die Natur im allgemeinen und im besonderen kommt einem vor, wie die vermehrte und verbesserte Auflage eines lieben Buches.

Dieser rein gewaschene Rasen, und diese neu gefirnißten Blätter, und diese frisch aufgebügelten Blumen, das alles lohnt sich schon, es noch einmal durchzustudieren, auch scheint es so, als ob Amsel, Drossel, Fink und Star inzwischen ihre Kehlen sehr sorgfältig geschmiert haben, wie denn alles rund umher noch einmal so schön ist.

Sogar die lange, dicke, schwarze hauslose Schnecke hier vor meiner linken Schuhspitze sieht aus, als hätte sie sich soeben frisch überwichsen lassen. Vorhin kroch sie matt und müde dahin, sah aus wie ein alter, staubiger Schmierstiefel und schleppte an ihrer Hinterleibspitze einen ganzen Klumpen trockener Erde mit sich herum; jetzt aber ist sie blank und sauber und so vergnügt, wie es eine Schnecke nur sein kann.

„Ii, diese ekligen Tiere!“ ruft entrüstet ein blondgezöpfter Backfisch, der dicht bei mir vorüberradelt, einem braungezöpften zu. In ihrer Weise hat die Kleine schon recht, denn angenehm ist es nicht, knallt es alle Augenblicke unter den Vorderreifen zum Zeichen, daß wieder einmal eine Schnecke nicht darauf geachtet hat, daß dieser Weg nur für Radfahrer da ist, und daß er Fußgängern bei zwei Talern Strafe, im

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Hermann Löns: Der zweckmäßige Meyer. Sponholtz, Hannover 1911, Seite 76. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loens_Der_zweckmaessige_Meyer.pdf/82&oldid=- (Version vom 1.8.2018)