this rococo, this empire! But what is that?“ – „That is english“, antwortete ich.
Das zimmer ist sicherlich nicht englisch. Das ist aber kein fehler. Es ist wienerisch. Alles atmet liebenswürdigkeit und eleganz. Uns kommts nur so englisch vor, weil eine menge englischer formen darin verwendet wurde. Das ist freudig zu begrüßen. Man verwerte alle anregungen, die von draußen kommen. Das haben die deutschen renaissancemeister auch getan. Nur die toten lasse man in ruhe.
Den stolz und den mittelpunkt der Bernhard Ludwigschen ausstellung bildet das speisezimmer, ein raum, von dem eine neue aera der wiener möbel industrie ausgehen wird. Was macht das zimmer so bedeutend? Daß der größte holzornament-bildhauer unserer zeit ihm den dekorativen schmuck verliehen hat.
Es ist ein merkwürdiges zimmer, gleichsam die wiege dieses holzschneiders. Vor dem entstehen dieses zimmers wußte noch keiner, auch er selbst nicht, was er vermag. Als Bernhard Ludwig den plan faßte – es war sechs wochen vor der eröffnung der ausstellung – ein speisezimmer aus eichenholz mit holzschnitzereien anzufertigen, war er sich der tragweite seines beginnens noch nicht bewußt. Der bildhauer, Franz Zelezny ist sein name, war ihm als tüchtiger mann wohl bekannt. Zelezny hatte bisher den ruf, die beste, stilreinste arbeit zu liefern. Aber Bernhard Ludwig wollte anderes. Er machte nur die reine tischlerarbeit und ließ den platz für die ornamente frei. „Hier, lieber Zelezny, fügen sie mir etwas hinein.“ – „In welchem stil?“ – „In ihrem stil!“
In seinem stil! Wie das dem manne in herz und mark ging. In seinem eigenen stile, so, wie er sichs stets erdacht,
Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/128&oldid=- (Version vom 1.8.2018)