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und an ihrer nasenspitze könnt ihr eure zigarrenasche abstreifen.

Ich fand das nicht gut. Und da sagten die künstler: Seht, er ist ein feind der kunst. Aber nicht, weil ich ein feind der kunst bin, fand ich es nicht gut, sondern weil ich die kunst gegen ihre bedränger in schutz nehmen wollte. Man hat mich aufgefordert, in der Secession auszustellen. Ich werde es tun, wenn die händler aus dem tempel vertrieben sind. Die händler? Nein. Die prostituierer der kunst.

Wendet euch ab von den propheten der renaissance! Liebt eure modernen gegenstände! Seht den herrlichen spiegel! Konnte die renaissance ein glas hervorbringen, das ein weißes taschentuch mit derselben reinheit und frische reflektiert? Seht das herrliche tintenfaß! Wie der große kristallwürfel funkelt und gleißt! Er kann nicht umfallen. Seht die herrliche aschenschale! Eine große glasschale, mit silber montiert. Wasser ist darin, um die glühenden zigarrenreste sofort auszulöschen. Die silberne montierung hat einbuchtungen, in die man die brennenden zigarren legen kann. Hat die renaissance so herrliche dinge aufzuweisen? Freut euch, freut euch, ihr menschen des zwanzigsten jahrhunderts!

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In den auslagen sieht man tiere aus weißem porzellan. Gelbe oder blaue flecke unter der glasur geben ihnen einen charakteristischen „chic“. Sie sind hübsch, diese kopenhagener arbeiten. Die eingerollte katze. Oder die beiden hündchen, die sich aneinander drücken. Mir gefallen sie ungemein, – in den auslagen. Denn – wie

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Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 258. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/257&oldid=- (Version vom 1.8.2018)