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hose nahm er aus den österreichischen alpenländern. Das war für uns grund genug, da unser österreichisches nationalbewußtsein selbstverständlich jede engländerei ausschloß, unsern pfadfindern eine um die knie geschlossene kniehose zu geben. Von Japan bis Venezuela trugen die pfadfinder die österreichische kniefreie hose, ich sah sie in Madeira und Algier, in Lissabon und Madrid, in Rom und Kopenhagen. Aber wir in Österreich? Justament nöt! Wir werden den engländern nicht alles nachmachen. Und unsere pfadfinder liefen in einem gewand herum, dem an schönheit, ordnung und zweckmäßigkeit nur die österreichische kriegsuniform an die seite gestellt werden kann. Ganz richtig sagte mir jemand neulich: Wenn wir uns im jahre 1914 die englischen offiziere und ihre kleidung angesehen hätten, hätten wir es uns überlegt, krieg zu führen.

Seit ein paar tagen sieht man in Wien englische soldaten in sommeruniform. Sie tragen nackte knie. Unsre österreichischen nackten knie. Vor jahren habe ich darauf aufmerksam gemacht, daß, da doch jedes land das nationale moment in der uniform betont, unsere infanterie in den alpenländischen lederhosen marschieren solle. Aber man lachte mich aus. Das wäre zu wenig militärisch. Gegen das österreichische hätte man nichts einzuwenden. Aber österreichisch seien verschiedenfärbige aufschläge und flinserlsterne. Und der überschwung so schief und schlampert wie möglich. Mit einem wort: fesch.


Frage: Warum trägt man gamaschen?

Antwort: Die heutigen gamaschen sind schottischer herkunft. Der schottische bauer trägt halbschnürschuhe auch im winter und ist daher bei hohem schnee gezwungen,

Empfohlene Zitierweise:
Adolf Loos: Adolf Loos – Sämtliche Schriften. Herold, Wien, München 1962, Seite 359. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Loos_S%C3%A4mtliche_Schriften.pdf/361&oldid=- (Version vom 1.8.2018)