Seite:Lottich Volksleben Schluechtern.djvu/6

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(Ahlersbach.) Es war einmal eine Frau, die hatte zwei Kinder, ein Söhnchen und ein Töchterchen. Eines Tages schickte sie die beiden ins Holz, d. i. sie sollten Holz suchen gehen, unter dem Versprechen, daß wer zuerst wiederkäme das größte Stück Butterbrod kriegen sollte. Der Knabe kam zuerst wieder und fragte auch gleich nach seiner Belohnung. Geh hinaus, sagte die Mutter, dein Butterbrod liegt in der Lade. Er ging und wollte es heraus thun, da kam sie aber, seine Mutter, und schlug den Ladendeckel über ihn zusammen, so daß sie ihn tödtete. Sie steckte ihn darauf zerstückelt in einen Topf am Feuer um ihn zu kochen. Als nun auch das Schwesterchen kam und auch nach dem Butterbrode fragte, da sagte die Mutter, es solle es sich in der Lade holen, dann aber nach dem Feuer sehen und es schüren, aber bei Leibe nicht den Deckel von dem dabei stehenden Topfe aufheben. Das Schwesterchen, neugierig gemacht, was wohl so besonders im Topfe stecken möge, lüftete den Deckel, und da guckte ein Fingerchen heraus! Da ging es um das Haus herum und schreite (weinte), denn es dachte sich’s wol, die Mutter müsse das Brüderchen getödtet haben, weil sie auf sein Fragen: ob dasselbe noch nicht wieder zurück sei, mit nein geantwortet hatte. Der Vater war draußen im Walde und machte Stöcke (machte sich Holz, indem er Erdstöcke, Strünke und Gewürzel von gefällten Bäumen ausgrub). Als es nun Mittag wurde, da sagte die Mutter zum Töchterchen, ihm das Mittagessen zu bringen; was es auch that. Nun! verwunderte sich der Vater, heute bringst Du ja Fleisch! und noch mehr verwunderte er sich, als ihm das Fleisch so süß schmeckte und so gut, wie er noch keins gegessen zu haben sich erinnerte. Sein Töchlerlein aber blieb traurig und las die abgegessenen Knöchlein auf und sammelte sie; und siehe da! die Knöchlein, als sie beisammen waren, flogen fort wie ein Vöglein. Und das Vöglein kam auf ein Bäckerhaus zu sitzen, da sang es: