Seite:Lottich Volksleben Schluechtern.djvu/9

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das Recht nicht verloren geht. In Elm, Oberkalbach und auch an andern Orten haben sie die Kirmes verschmissen, das heißt, da haben sie dermaßen Schmeißereien und Excesse getrieben, daß ihnen Kirchweihe zu halten auf immer untersagt wurde. In Oberkalbach schlugen sie sich mit Aexten, als sie die Kirmes verschmissen. Bei Kerzell auf dem Felde liegen neun merkwürdige Steine. Da liegen eben so viele Kirmesburschen drunter begraben. Sie waren auf der Kirb zu Dalherda gewesen; da hatten sie die dortigen Burschen so gereizt, daß diese sie hinaus trieben, verfolgten und endlich bei erneuertem Kampfe auf jenem Felde todtschlugen. Früher lief bei uns kein Tanz ab, kein Markt, keine Lustbarkeit ohne blutige Köpfe, schier könnte man sagen, ohne Todtschläge.


(Herolz.) Ehemals legte hier der Jacobi die Kirmes, welche den Sonntag drauf ihren Anfang nahm. Da wurde auch der Blon, ein Ehrentanz, von dem Blonbursch getanzt. Der Blonbursch mußte wenigstens sechzehn Jahr alt sein und durfte noch kein uneheliches Kind gezeugt haben. Jedweder Bauer hatte ein Blonburschen zu stellen; hatte er keinen Sohn, so mußte er seinen Knecht mitschicken, der dann gleich den andern Blonburschen auch einen Gulden in den Blonseckel zu geben hatte. (Daher sich beim Verdingen die Knechte einen Blongulden aushielten.) In Sannerz mußte der Bauer, wenn er weder Sohn noch Knecht hatte, selbst mit. Hatte der Hüttner keinen Sohn, so lag ihm auch nichts ob. Auch brauchte der Hüttnersbursche, wenn er zum ersten Male mitmachte, nur einen halben Gulden dazu zu geben und nur Sonntags dabei zu sein. Am Blon wurde Sonntags und Montags getanzt. Unter den Blonburschen waren vier, die Blonknechte oder auch Bloatzknechte genannt, welche (zwei am ersten und zwei am zweiten Tag) anzustellen und zu besorgen hatten: sie führten die