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Praxiteles – sie sind auch aus solcher Niedrigkeit hervorgegangen, und nun werden sie zugleich mit ihren Göttern angebetet. Wenn du also ihresgleichen würdest, wie solltest du nicht auch bei allen Menschen hochberühmt werden, und deinen Vater beneidenswürdig, deine Vaterstadt weit und breit angesehen machen?“

Dieses und noch mehr brachte die Kunst in holperiger Rede und barbarischer Mundart[1] vor. Denn gar emsig schwatzte sie, um mich zu überreden, alles mögliche daher, was ich längst wieder vergessen habe. Endlich hörte sie auf, und die andere begann:

9. „Mein Kind, ich bin die Wissenschaft. Du kennst mich wohl schon etwas, wenn du gleich noch lange nicht mein Vertrauter bist. Wie groß die Vortheile sind, die du als ein Steinmetz gewinnen würdest, hat dir diese bereits selbst gesagt; du wirst nichts seyn, als ein Handarbeiter, ein Mensch, der die ganze Hoffnung seines Lebens auf seinen Arm baut, unberühmt, elend bezahlt, niedrig in der Denkart, gemein im Aeußern, deinen Freunden so wenig theuer als deinen Feinden furchtbar, oder deinen Mitbürgern ein Gegenstand der Nacheiferung, kurz nichts als ein bloßer Handwerksmann, einer vom großen Haufen, der sich vor jedem Höhern duckt, vor jedem Sprecher Respect hat, das Leben eines Hasen führt, und immer die Beute des Mächtigern ist. Und würdest du auch ein Phidias und Polycletus,


  1. D. h. in der Mundart der Bewohner von Samosata, einer vom Mittelpunkte feiner Griechischer Bildung weit entfernten Stadt.
Empfohlene Zitierweise:
Lukian von Samosata: Lucian’s Werke. Stuttgart: J. B. Metzler, 1827–1832, Seite 23. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Lucians_Werke_0023.jpg&oldid=- (Version vom 18.8.2016)